2016/10/26

Morgenritual

Eines Tages werde ich vor dir stehen und dich fragen: "Mein kleiner Wusel, weißt du noch?" Und dann werde ich dir diesen dicken Packen an Briefen überreichen. Und du wirst darin diesen Einen hier finden:
 ***

"....

Dieser magische Moment. Vom Schlaf verbrauchte Luft, durch die der Wecker sich ganz zaghaft bemerkbar macht. Aufsteh-Zeit. Noch einmal umdrehen. Nur 5 Minuten. Den Träumen nachhängen. Und da deine kleine Stimme, noch zwischen Traum und Wirklichkeit, die mich ruft. Wie von selbst gehe ich barfuß den Flur entlang zu dir, knie mich vor dein Bett und breite meine Arme aus. Und du fällst in sie hinein. Zwischen Traum und Wirklichkeit. Du hälst mich mit deinen kleinen Händen, dein Kopf fest an mein Herz gedrückt. Ich trage dich. Mit Liebe. Und Träumen. Ganz leisen Träumen. Wir kuscheln uns unter die Decke, du rollst dich auf meinen Bauch ein. Wie ein zu groß gewordener Hundwelpe siehst du aus. Und du hälst meine Hand mit deinen kleinen Fingern.
Ich bin nun gänzlich wach, betrachte dich im Halbdunkeln und kann mein Glück kaum fassen. Der Wecker macht sich erneut bemerkbar. Nur noch 5 Minuten. Dich betrachten. Mich in diesem Glück verlieren. 

Die Restwärme der Bettdecke fühlt sich so unsagbar behaglich an. Mit dir auf meinem Bauch. Und dein kleiner Mund, der mir mit süßlichem Atem und geschlossenen Augen Fragen in diese Zwischenwelt hinein flüstert. 
Wir beide tanken Energie. Für die bevorstehenden Streitigkeiten und alle den Anforderungen, denen wir heute gerecht werden müssen.  Ich kraule deinen Rücken. Höre deinen Atem. Spüre dein kleines starkes Herz und bin so unfassbar Dankbar. Für dieses Leben, diese Liebe. 

Wir verabschieden uns beide von dieser Zwischenwelt. Decken gemeinsam die letzten zarten Träume zu und lassen die Wirklichkeit gewähren. Bereit für diesen neuen Tag. 

Ich danke dir, dass du mich so an deinem täglichen Erwachen teilhaben lässt. Das du mir, trotz aller Unstimmigkeiten am Tage, in der Nacht und vorallem in dieser besonderen Zeit zwischen Träumen und Wachen so vertraust, mir so nah bist und mir deine aufrichtige Liebe auf's deutlichste zeigst. Dieser Moment gehört in der Mehrzahl nur uns Beiden. Er ist so wunderbar und ich werde ihn schrecklich vermissen, wenn du mir völlig entwachsen bist. Aber ich werde ein Leben lang an diesen Moment, unseren Moment denken und muss lächeln. Wir machen Erinnerungen. Traumzarte und Taghelle. Nein. Du machst sie und lässt mich daran teilhaben.

Danke.

In Tage gehüllt.

Deine Mama

..."

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