2016/10/10

Exklusiv-Zeit für den Miniwusel

Heute war ein wirklich schöner Tag. Lange schon überfällig und genau deswegen um so perfekter, dass er genau heute stattfand. Heute gab es Exklusiv-Zeit für den Miniwusel. Wir als Eltern streben so eine Exklusiv-Zeit für beide Wusel in regelmäßigen Abständen an. Das bedeutet im Detail: Zeit ganz und gar für nur einen der Jungs freischaufeln und ganz bewusst diese mit dem jeweiligen Wusel genießen. Gelingt im Alltagstrott dann jedoch nicht ganz so oft, wie es eigentlich geplant und sicherlich auch wünschenswert wäre. Allerdings gelingt es überhaupt. Und nur daran möchte ich mich festhalten.

Der Miniwusel wächst aktuell schneller denn je. Innerlich selbstredend. Er wird vom kleinen Bruder, der im Rückenwind des Großens mitgezogen wurde, plötzlich selbst der Rückenwind. Obwohl meine zwei Jungs niemals sehr verbunden im Kindergarten miteinander spielten, jeder seine eigene Wege ging und jeder sein eigenes Brot backte, bringt diese Konstante, die es nun im Kindergartenalltag nicht mehr gibt, den kleinen Wusel ziemlich ins Schwanken. Er ist launisch, er ist nölig. Er ist leidlich und er ist schlichtweg traurig. Bei allem, was meine Nerven da so belastet, wenn er im Singsang beklagt, was er alles nicht will, trauere ich mit ihm. Der Miniwusel hängt ein bisschen zwischen den Seilen. Er ist weder einer der Großen (Vorschulkinder) noch einer der Kleinen (Neuzugänge). Er ist irgendwas dazwischen.Und er ist sehr empfindsam in seinem Wesen. Immer schon. Veränderungen findet er nur geringfügig gut. Immer noch. 
Jedoch lernt er tagtäglich dazu. Er wächst unglaublich. Und er kann es kaum begreifen. Mein Herz hüpft. Mal vor Freude in die Luft, mal vor Traurigkeit in die Hose. Aber immer wieder. Mit ihm.

Nach all den Veränderungen der letzten Monate, musste daher schnellstmöglich ein Miniwusel-Mama-Tag her. Nur wann. Mit der Schulzeit schrumpfen meine Zeitfenster enorm. Von der Arbeit ganz zu schweigen. Ständig ist etwas, ständig will jemand etwas. Vor allem ich. Etwas erledigen, etwas aufräumen, etwas einkaufen, etwas kochen. Zwischen Kur, Hochzeit meines Bruders, Einschulung und - da ist er wieder - Alltagstrott blieb da vieles auf der Strecke. 
Bereits letzte Woche murmelte ich bei einer besonders lauten Singsang-Nörgel-Einlage des Miniwusels, dass ein Exklusiv-Tag her muss. Und dann kam das Wochenende. Und Lieblingsmenschen. Und Geburtstag. Es klappte wirklich wunderbar und ich staunte nicht schlecht, wie groß meine Jungs mittlerweile beide sind. Beide. Da kam dann der Stolz und winkte. Ich habe unfassbar tolle Kinder. Ich muss mich immer wieder selbst kneifen, um das auch tatsächlich zu glauben.

Nach dem Wochenende kam der Sonntagabend und mit ihm der Moment an dem der Wunsch nach Exklusiv-Zeit enorm wuchs. Singsang. Nörgelei. Man kann es sich vielleicht vorstellen. Schließlich kam auch da der Beschluss, dass der Montag ein guter Tag für Exklusiv-Zeit wäre. Langer Schultag beim großen Wusel, keine Termine in meinem Kalender. Perfekt. Wäscheberge blieben ja auch ohne mich bestehen, da muss ich mir keine Sorgen machen.

Also standen wir heute morgen wie gewohnt auf, ich machte wie gewohnt beide Wuselzwerge für den Tag, der da kommen mag fertig, der große Wusel verabschiedete sich sehr rasch und der Miniwusel kämpfte mit den Tränen. Als wir fast im Kindergarten waren, fragte ich den Miniwusel, ob er Lust hat mit mir wegzufahren. Und er schaute mich an, mit seinen roten Wangen, die die erste richtige Kälte in diesem Herbst verrieten. Mit seinen Augen, die vom Weinen noch ganz nass und rot waren. Und er begann zu grinsen. Und nickte ganz wild. Also gingen wir gemeinsam in den Kindergarten, sagten Bescheid, dass wir heute blau machen würden, bekamen dafür ein: "Da habt ihr so was von recht!" und liefen zum Auto. 
Der Miniwusel suchte sich zielstrebig den Sitz des großen Bruders, setzte sich hinein und plauderte darauf los. Wir entschieden, erst einmal Frühstücken zu gehen. Mit Zuckereiweißschaum-Gebäck und heißer Schokolade. Kaffee für mich inklusive. Danach fuhren wir weiter. Richtung Möbelschweden. Nach dem ersten Berufsverkehrstau. Wir sind ja schlau.



Im Möbelschweden hatten wir Zeit. Wir schlenderten. Wir schauten. Die ersten Abteilungen interessierten kaum. Es wurde erst ab der Kinderzimmerabteilung interessant. Schließlich ging es heute um den Miniwusel. Also durfte er entscheiden, was es nun neues im Kinderzimmer gab. Da er aufgrund der Tatsache des Zweitgeborenen nicht ganz so viel Anteil am gemeinsamen Zimmer hat - der große Bruder ist mit seinen 1,5 Jahren Vorsprung eben immer etwas voraus - freute er sich darüber um so mehr. Er verhandelte knall hart ein paar neue Kuscheltiere, sagte mir ziemlich genau, was er ziemlich doof fand und was nicht und schließlich waren wir nach gerade mal 3 Stunden eine Menge Geld leichter. Wie das beim Möbelschweden so ist. Allerdings kann ich ganz eisern bei Kerzen und Servietten vorbei gehen. Die 2 € spare ich mir jedes mal.

Der Miniwusel wollte unbedingt ins Smaland. Nicht alleine versteht sich. Auch bei der zweiten Nachfrage änderte sich nicht die Info - nur Kinder - keine Erwachsenen. Blöd. Der Miniwusel war schon wieder den Tränen nahe. Daraufhin gab es eine Trostwaffel und ein bisschen so etwas wie Mittagessen. Beim dritten Anlauf entschied der Miniwusel, er schaffe das jetzt alleine. Tat er auch. Mit nicht mehr ganz so viel Zeitfenster im Nacken sah ich den Miniwusel glücklich ins Smaland marschieren und lächelte ihm stolz nach. Er ist wirklich groß geworden. Das ich etwas albern, mit meinem unnötig gekauftem, aber zeit vertreibenden Milchkaffee, vor dem Smaland saß, sei hier nur am Rande erwähnt. Nach 15 Minuten setzte ich zur Verhandlung an. Heimweg, Alltagstrott, Schulkind. Irgendwas ist ja immer. Glücklicherweise musste ich gar nicht viel Verhandeln. Der Miniwusel kam ganz freiwillig mit. Er verabschiedete sich höflich und freute sich so sehr, dass die Betreuungsdame seinen Namen kannte. Er versprach ihr auch, beim nächsten mal länger zu bleiben. Jetzt kenne er es ja. Hachja. 

Schließlich schafften wir es in den kommenden 60 Minuten nach Hause zu fahren, ein Geburtstagsgeschenk für den besten Kindergartenkumpel zu besorgen, ein paar Tränen im Spielwarenladen zu lassen, da es nur ein Geschenk für den Kumpel, aber kein Geschenk für den Miniwusel gab und letztlich auch, pünktlich und glücklich den großen Bruder abzuholen. 

Das dieser das nicht sonderlich gut fand, muss ich nicht erwähnen. Aber hey. Die Herbstferien stehen vor der Tür. Ganz viel Exklusiv-Zeit für den großen Wusel inklusive. Da bin ich mir sicher. 

Heute war ein wirklich schöner Tag.

Und die Wäsche hat tatsächlich gewartet. Wie vermutet.

Minensie

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