2016/09/20

So 'ne Schulwoche

We proudly present - Schul-Kindergarten-Zu-Bett-Geh-Chaos verdrängt von Kinderbastelei aka Lernuhr


Seit einer Woche begleiten der Herr von und zu und ich nunmehr einen Schulbub. Ich komme nicht umhin festzustellen - so ganz ist das noch nicht bei mir angekommen. Ich richte jeden Morgen Brotzeitboxen, denke sogar daran, nun auch wieder Trinken einzupacken. Ich räume Hefte ein und wieder aus, lasse mir Gelerntes zeigen, übe mich in Geduld und lächle meistens still vor mich hin. Ein Schulbub. Ganz ernsthaft.
Einer, dem der Schulranzen noch zu schwer ist, der Ausmalen als Hausaufgabe als äußerst seltsam empfindet, der plötzlich Kleinigkeiten nicht mehr können mag, der gerne sofort und gleich "richtig" lernen will, was auch immer das übersetzt heißen soll und der mich, dass will ich nicht verschweigen, durchaus in den Wahnsinn treibt, mit all dem drum herum.
Ein Schulbub. Jetzt echt.

Für mich bedeutet das ziemlich viel Umstellung. Plötzlich habe ich ein Kind zum Mittagessen zu Hause. Sprich, ich habe plötzlich Mittag. Zu Hause. Ein Umstand, dem ich nach drei Wochen Fremdbekochung, zwei Wochen Ferien-irgendwas-Modus und meiner grundsätzlichen Zerstreutheit, immer noch nicht so ganz im Fokus habe. Dann wäre da noch die Tatsache, dass sich meine "kinderfreie" Zeit drastisch verkürzt. Ich habe ja jetzt ein Kind zum Mittagessen zu Hause. Somit müssen alle dringlichen Dinge bereits bis 11 Uhr erledigt sein. Das heißt im Klartext: Keine großartigen Frühstücksgelage mehr, wenn ich nicht völlig aus der Zeit kommen möchte. Außerdem bedeutet es frühes Aufstehen. Für mich die größte und somit auch schlimmste Umstellung. Ich war in den letzten 5 Jahren darauf bedacht meinen Kindern zu vermitteln, dass vor 7 Uhr keine gute Aufstehzeit ist. Ihnen das jetzt zu erklären, dass vor 7 Uhr das neue Pünktlich ist, kratzt ziemlich an meiner Glaubwürdigkeit, wie ich vermute. Hachja.
Nicht zu letzt bedeutet es: Geduld auf Vorrat buchen. So leicht mich manche Dinge ungeheuer schnell auf die Palme bringen, so leicht fällt es mir, den Gang heraus zu nehmen, mich zurück zu lehnen und durchzuatmen, wenn mein müder, aufgedrehter und evtl. auch überreizter Schulbub einen Wutheulanfall nach dem anderen bekommt. Weil er auf gar keinen Fall noch einmal den Luftballon umranden kann. Oder weil da partu kein Kreis mehr in die Zeile passt. Oder weil halt. Irgendetwas findet sich immer um lautstark dagegen zu sein. Dennoch scheint mein Geduldsvorrat damit aufgebraucht, denn es macht mich leider viel zu schnell wahnsinnig, wenn plötzlich Dinge nicht mehr gemacht werden können, die zuvor einwandfrei klappten. Wie z. B. Schuhe anziehen. Oder Teller in die Küche tragen. Daran arbeite ich also noch, auch genau in diesen Situationen den Gang heraus zu nehmen und mich lächelnd zurück zu lehnen. Aber auch das werde ich lernen. Ganz bestimmt.

Doch weit größer ist die Umstellung für den Miniwusel. Das muss ich nun auch sehr deutlich festhalten. Ohne den großen Bruder in den Kindergarten zu gehen, dass ist schon anders. Das führt nahezu täglich zu Wuttränen bei der morgendlichen Übergabe, Bauchzwicken ob des Gefühls des alleine-zurück-lassens und grundsätzlicher Überreiztheit am Abend. Durchatmen hilft da wunderbar. Wenn man dran denkt. Ich für meinen Teil vergesse das manchmal. Öfter. Puh.

Nach einer Woche Schule kann ich sagen: Wie ist das spannend mit so einem Schulbub am Frühstückstisch. Wie ist es herrlich mit einem Kindergartenkind an der Hand. Das Loslassen fällt mir leichter, solange eine kleine Hand die meine noch halten will.

Liebe Schulzeit, wir kriegen dich auch noch organisiert!

Minensie

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mitgedacht