2016/05/20

Kinderhaus St. Albert - gemeinsam schafft man mehr!

Heute möchte ich über das Kinderhaus St. Albert in Würzburg schreiben. Dort brannte es Anfang April und es entstand ein großer Sachschaden. Ich war vor Ort und möchte euch einen Einblick gewähren. Ganz zum Schluss liste ich die Dinge auf, die noch dringend benötigt werden. Deswegen bitte bis ganz zum Schluss lesen. Auch wenn es viel Text ist. Das was passiert ist und das was ich sehen durfte, kann ich nicht in zwei Sätzen abhandeln.

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Der Brand passierte am 2.04.2016 – einem Samstag. Glück im Unglück, denn an diesem Tag ist das Kinderhaus geschlossen, es wurde niemand verletzt. Das Erdgeschoss ist seitdem nicht mehr für die Kinder zugänglich. Somit müssen seit dem Brand 100 Kinder im Alter von 1-13 Jahren auf nur einem Stockwerk miteinander auskommen.

Über Facebook wurde ich auf die Situation des Kinderhauses aufmerksam. Würzburg ist so nah. Das hat mich berührt und ich hatte das Bedürfnis etwas zu tun.
Noch in der gleichen Nacht schrieb ich verschiedene große und kleine Firmen an, erklärte kurz die Situation und drückte bei jeder einzelnen Mail mit Herzklopfen auf Senden. Klingeln zu putzen ist nicht so mein Ding. Allerdings ging es dabei ja nicht um mich. Das ließ mich mutig werden. Im schlimmsten Fall würde es eine Absage geben. Aber immerhin hatte man es dann wenigstens probiert.

Das Kinderteppichland antwortete mir nahezu postwendend. Mit einer positiven Resonanz. Mein Herz hüpfte! Wir lieben unseren Straßenteppich vom Kinderteppichland so sehr, dass mich das einfach sehr freute. An genau diesen Dingen fehlte es dem Kinderhaus nämlich. Wohnlichem. Wenig später standen 3 große Teppichrollen zur Fahrt nach Würzburg bereit. Ich telefonierte vorab noch einmal mit Anja Hartmann vom Kinderhaus und wir vereinbarten einen Termin, um die Teppiche vor Ort abzugeben. Bei dieser Gelegenheit wollte ich mir ein Bild vom aktuellen Zustand des Kinderhauses machen. Was fehlte noch? Was würde wirklich dringend benötigt? Was ist das für ein Haus für Kinder? Ich war neugierig. Am Telefon klang es schon so offen und herzlich. Wie würde es dann wohl „in echt“ sein?

Am 04. Mai fuhr ich also mit den Teppichen im Gepäck nach Würzburg. Mit ganz viel Herz flattern und Vorfreude.



Ein bisschen war ich ja aufgeregt. Was sagt man denn da? Wonach sollte ich fragen? Was auf keinen Fall?
Ich wurde herzlich von einem kleinen Mann mit dunklem Lockenkopf und einer strahlenden Anja begrüßt. Gemeinsam holten wir die Teppiche aus dem Auto. Beim Auspacken ließ der Kleine sich nicht zweimal bitten und strahlte mich so herzlich und ehrlich an, wie es eben nur Kinder können, wenn sie sich freuen. Die ersten zwei Teppiche erhielten das Prädikat „cool“. Der Dritte, einer mit rosa und vielleicht einem Hauch Feenprinzessin, bekam weniger viel Beachtung. „Der ist dann wohl für die Mädchen“ tönte es. Ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen.




Während wir also die Teppiche auspackten und ausrollten, hatten mir der kleinen Lockenkopf und Anja ein bisschen was vom Kinderhaus St. Albert erzählt:

Das Kinderhaus St. Albert ist etwas besonderes. In einem offenen Konzept werden 100 Kinder mit 21 verschiedenen Nationalitäten im Alter von 1-13 Jahren betreut. Darauf ist hier jeder stolz. Wo findet man denn sonst so eine große Vielfalt? Es gibt aktuell 7 Konzepträume, die genutzt werden können. 3 weitere sind in der Baustelle im unteren Stockwerk. In Betrieb sind also die folgende Räumen:
Die Bibliothek, das Musikzimmer, die Wissenswelt, Farbwerkstatt, der Theaterraum, der Turnraum und die Startergruppe. Die Kinder entscheiden, wo sie sein wollen. 

 Bei 21 Nationalitäten gibt es auch viele Schriften zu entdecken!
 Die sehr geliebte Bau-Ecke. 6 Kinder können hier gleichzeitig bauen. Die Bauwerke werden dann fotografiert und ausgestellt.


 Der Theaterraum hat viel Stoff gelassen. Vieles musst entsorgt werden.


Alle Materialien sind für die Kinder frei zugänglich. Ob Werkzeug oder Farbe, Bücher oder Musikinstrumente. Alles darf genutzt werden. Auch im Grasgarten. Dort ist in einem Gartenhaus allerhand Werkzeug. 

 Diese tollen Kunstwerke werden in einem Frisörsalon und einem Würzburger Cafè ausgestellt.






Da das Kinderhaus im einem sozialen Brennpunkt Würzburgs liegt, ist es dem Erzieherteam wichtig, den Kindern zu vermitteln, das man nicht alles neu kaufen muss. Eine kaputte Jeans muss nicht sofort in den Müll, man kann sie weiterverarbeiten zur Tasche oder eben ganz schick reparieren. Aus „altem“ Holz kann man immer noch etwas schustern. Nachhaltigkeit und Upcycling inklusive. Schon allein dafür gibt es von mir ein Herzchen.



Weitere Besonderheit im Kinderhaus – die Tiere. Es gibt einige Terrarien und Aquarien im Haus selbst sowie einen wunderschönen Hasenauslauf im Garten. Die Kinder kümmern sich gemeinsam mit den Erziehern um das Wohl der Tiere. 

 Hausbartagam Ostsee Berti darf überall dabei sein




Obwohl 100 Kinder um mich herum wuselten, fühlte es sich nicht chaotisch an. Es war nur eben sehr laut. Der Wermutstropfen, den es gerade zu schlucken gilt. Dennoch, die Kinder zeigen einem, wie das geht, mit dem Wiederaufstehen. Sie passen sich der Situation an und können dank der herzlichen und liebevollen Begleitung durch die Erzieher den Schreck des Brandes in den Hintergrund drängen. 

 100 Gummistiefel brauchen ihren Platz

Die Erzieher trifft es da, hört man zwischen die Zeilen, härter. Alle Gardinen mussten entfernt werden, weil sie so furchtbar nach Qualm gestunken haben, die Kuschelsofas vor den Terrarien und Aquarien mussten entsorgt werden. Die Kleinsten haben keine Betten, vieles aus dem Theaterraum musste ebenfalls entsorgt werden. So vieles, dass so liebevoll eingerichtet war. Das tut weh. Und in diesem Moment nicht nur Anja, sondern auch mir. Und neben dieser großen Brandkatastrophe gibt es immer noch diese kleinen, privaten Katastrophen, die in dieser Zeit überhaupt gar keinen Platz haben, die aber eben doch genauso passieren.

Anja ist dabei stets um ihr Lachen bemüht. Es ist ehrlich und aufrichtig, aber eben nur ein Teil der ganzen Wahrheit. Die aktuelle Situation rüttelt kräftig an der Substanz. Bei jedem. Die oberste Priorität, den Kindern so schnell wie möglich einen routinierten Tagesablauf zu bieten, zerrt an den Kräften. Unter solchen chaotischen Umständen. Mittagsruhe für die Allerkleinsten ist denkbar unmöglich. Ohne Betten auf provisorischen Matratzen mag es vielleicht irgendwie gehen. Aber nicht, wenn dann 88 Kinder im Flur und in den Nebenräumen sind. Das ist, egal wie sehr man sich bemüht, nicht leise. Es ist nicht zu ändern aber es tut eben weh, so machtlos daneben zu stehen.

 Mobile Betten - nutzen, was zur Verfügung steht.
 Der Turmraum wird derzeit für die Allerkleinsten genutzt, da sie ihre Räumlichkeiten durch den Brand verloren haben.


Bis die Versicherung alles geprüft hat und man von dieser Seite Unterstützung erwarten kann, werden noch Monate vergehen. Zeit, die man den Kindern nicht zumuten kann. Deswegen gilt es, jetzt etwas zu tun.

Anja betont, auch heute noch, immer wieder, wie sehr es sie berührt, dass Hilfe nicht nur ins Ausland geht, sondern eben auch direkt vor Ort geleistet wird. Ein großes Möbelhaus hatte sofort Decken für die Allerkleinsten gespendet, für die überlebenden Fische gab es ein neues Aquarium, da das Alte durch den Brand beschädigt wurde. Es gab Sachspenden von Menschen, die überhaupt nichts mit dem Kinderhaus zu tun haben, es gab Geldspenden von Vereinen, die den Kindern eine Freude machen wollen um Neues anzuschaffen und nichts, was ersetzt werden muss. Die Pfarrjugend hat in den ersten Tagen nach dem Brand ihr Zelt zur Verfügung gestellt und aufgebaut und bietet den Kindern aktuell einen fantastischen Ort des Rückzuges. Dort durften die Kinder alles so einrichten,wie sie es wollten. Die Erst Hilfe war überwältigend, so Anja. Ohne die wäre es nicht gegangen. Es freut Anja so sehr, zu wissen, man ist nicht alleine. Man ist eine Gemeinschaft. Das gibt Kraft und lässt durchhalten. Beim Verabschieden war mir klar – das war es noch lange nicht, hier muss noch mehr passieren. Für die Kinder. Und ihr Lachen. Für die Erzieher, die so eine grandios gute Arbeit leisten in so einem Durcheinander. 

 Das Zelt der Pfarrjugend diente in den ersten Tagen als Notunterkunft.
 Aktuell steht es noch zur Verfügung und dient als Rückzugsort.
 Gespendete Teppiche, die den Anfang April noch recht kalten Boden bedeutend wärmer machten. Die Kinder durften das Zelt so einrichten, wie sie wollten. 

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Als Mitglied im Elternbeirat unseres Kindergarten weiß ich, wie schwierig es um die Finanzierung von Sachgegenständen eines Kindergartens steht.

Das Kinderhaus selbst ist so dankbar für jede noch so kleine Spende, sodass sie niemals öffentlich um „noch mehr“ bitten würden. Deswegen tue ich das jetzt!

Also! Wenn es Firmen gibt, die sich angesprochen fühlen und einen Teil zur Hilfe beitragen wollen, bitte melden Sie sich im Kinderhaus St. Albert. Diese großen Anschaffungen sind nicht über private Kleinspenden zu finanzieren.

Es fehlen noch zum Alltagsglück:

- 12 Kinderbetten (und Matratzen) für die 1-3 jährigen Mäuse (dringend!)
- Sofas
-Glaskannen/Saftkannen
- Vorhänge
- Vorhang/Stoff für das Kasperletheater
- Handtücher
- LKW Planen (gerne auch Reste) zum Poporutschen über die Wiese (das würde an erster Stelle stehen, würde man die Kinder fragen!)

Über diese Dinge freut sich das Kinderhaus ebenso, jedoch würden sie darum erst recht nicht bitten, da es nicht überlebensnotwendig ist. Ich liste es trotzdem auf, denn es ist für die Kinder schon durchaus von Bedeutung.

- Staffeleien für den Garten
- ein Handball
- Stifte und Farben

- eine Digitalkamera

Vor dem Brand hatte jeder Raum eine Digitalkamera, so konnten immer Fotos von den Kindern gemacht werden, die dann für die Eltern sichtbar aufgehangen wurden. Das hat die Kommunikation erheblich erleichtert, da die Mehrzahl der Eltern schlichtweg nicht sonderlich gut deutsch spricht. Aktuell hinkt es ein wenig, aus Gründen.

Wer also jemanden kennt, der jemanden kennt, der gerne helfen möchte, bitte melden!

Anja Hartmann
Telefon: 017684629016

100 strahlende Kinderaugen werden es danken. Gemeinsam ist vieles leichter zu schaffen!

Ich selbst kann nicht viel beisteuern. Aber ich kann euch, den Kindern und Erziehern des Kinderhauses St. Albert eine Stimme zu geben.

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Ich danke ganz herzlich dem Kinderteppichland für die erste tolle Spende, die ich überreichen durfte und auch ein herzliches Danke an wayfair, die mit einem Warengutschein für etwas mehr Gemütlichkeit sorgen. 

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Und ihr da draußen, sagt es bitte weiter! Auch damit ist schon viel getan, um die, die helfen können, zu erreichen!

Mit ganz viele Winkebildern aus Bamberg

Minensie

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