2016/01/28

Es war einmal - kein Hochzeitsmärchen

Heute vor 5 Jahren haben es zwei durch und durch chaotische Menschen rechtzeitig ins städtische Rathaus geschafft - wir. Und weil es auch nach 5 Jahren etwas erheiterndes ist, davon zu erzählen, tue ich es diesmal hier.

***



Es war einmal in einer kleinen Stadt, da lebten einst ein Mann und eine Frau. Sie liebten seit vielen Jahren sich und beschworen diese Liebe mit einem Sohn, der ihnen gesund und munter geboren wurde. Jedoch zogen dunkle Wolken auf und die Geldverteiler des Mannes donnerten: "Nehm die Frau zum Weib, sonst steht es schlecht um deinen Rang. Ein Kind ist keine Garantie. Binde sie an dich, so stehst du nicht zum Abschuss frei."
Da bekam der Mann Angst. Er wollte die Mutter seines Sohnes sicherlich eines Tages zur Frau nehmen, doch sein Tatendrang  glich dem eines Faultieres. Beklommen kam er eines Morgens von der Arbeit und trug die Empfehlung des Geldverteilers vor. Die schaute, hob die Braue, und stimmte mit dem Rest des Hormonrausches, den Frauen nach einer Geburt noch so in sich haben, ohne Einwände zu. Da freute sich der Mann, hatte er doch geglaubt, dass die Frau ihn eher zum Teufel jagen wird, stünde er nicht mit Blumen und Ring und Kniefall vor ihr, und rief sogleich im städtischen Standesamt an. Dort erläuterte man den Beiden was von Nöten sei, um so eine Arbeitsgarantie abzuschließen. Den Zusatz, sobald alles vorliege, könne man das Vorhaben in die Tat umsetzten, nahmen die zwei sprichwörtlich. So wurden die Geburtsstädten bemüht, die ersten Urkunden der beiden zu suchen, ließen diese per moderner Postkutsche den beiden zukommen und der erste Termin im städtischen Standesamt konnte wahrgenommen werden. Man einigte sich auf ein Design des Stammbuches, klärte kurz, dass man das ganze Prozedere ohne TamTam absolvieren möchte und vereinbarte drei Tage später den Tag, den andere als den wichtigsten in ihren Leben bezeichnen würden. 
Drei Tage waren nicht viel Zeit. Dennoch schafften die Beiden es, in dieser Zeit einen angemessenen Anzug sowie ein angepasstes Hochzeitskleid in Weiß zu beschaffen. Der Mann brauchte etwa 2 Stunden, bis er sich für einen Anzug entscheiden konnte, die Frau hatte aufgrund des neugeborenen Sohnes, der noch sehr unregelmäßig nach der Mutter Milch verlangte, ein Zeitfenster von 30 Minuten. Was jedoch vollkommen ausreichte. Nach nicht ganz 20 Minuten verließ die Frau das Brautmodengeschäft und hatte ihren Traum in Weiß in Auftrag gegeben. Sie kümmerte sich noch um einen Haar-Meister sowie um ihre Blumen. Für das Metall, dass man sich traditionell zum Zeichen der Zusammengehörigkeit an den Finger steckte, blieb keine Zeit. 
So bereitete sich die Frau am dritten Tage früh morgens vor, ging zum Haar-Meister und ließ sich in 2 Stunden eine festliche Frisur richten. In der Zwischenzeit brachte der zukünftige Schwiegervater das Brautkleid in den Frisörsalon und eilte wieder nach Hause. Dort gab man dem neugeborenen Sohn der Mutter Milch in Flaschen und richtete ihn für den großen Moment. Die Trauzeugen verabschiedeten sich, und machten sich sogleich auf den Weg zum Standesamt. 
Währenddessen stellte die Frau fest, dass der Frisörsalon über keine moderne Art der Bezahlung verfügte. Und sie nicht über Bargeld. So ließ sie das Brautkleid als Pfand zurück, um bare Münzen zu beschaffen. Der Haar-Meister hatte extra für sie bereits eine Stunde vor regulärem Geschäftsbetrieb begonnen, dafür dankte die Frau sehr. Sie hatte auch noch 30 Minuten Zeit, sodass sie der extra Gang zum modernen Goldesel aka Geldautomat nicht wirklich in Bedrägnis brachte. Sie löste also Geld gegen Brautkleid ein, lief mit eiligen Schritten und wunderschöner Haarfrisur in Richtung Standesamt und da fiel ihr wieder ein, dass sie noch einmal in den gegenüberliegenden Drogeriemarkt musste. Der war, wie immer um diese Zeit, zum bersten voll. Die Menschenmassen an den Kassen verhießen nichts gutes. Die Frau kontrollierte die Zeit. Noch 10 Minuten. Mit einem entschiedenen: "Verzeihung, lassen Sie mich bitte durch! Ich heirate in 10 Minuten!" drängte sie sich gegen ihre Natur bis zum Verkaufstresen vor. Bezahlte. Eilte in nun doch raschen Schritten ins Rathaus, verlangte den Schlüssel für den hießigen Wickelraum, zog sich um (sie hatte zwei Paar Schuhe auf Verdacht gekauft und wägte nun im Wickelraum des Rathauses ab, welches davon tatsächlich perfekt zum Traum in Weiß passen könnte), und stürmte zum anderen Ende des Rathauses - den Standesamt-Säälen. Minutengenau. Rechtzeitig.
Dort angekommen, warteten die Trauzeugen. Und dann die Frau. Sie wartete und wartete. Das war sie ja bereits gewohnt. In den vergangenen 7 Jahren der Zweisamkeit mit diesem Manne gehörte Warten defintiv zu den Dingen, die man aushalten können musste. Zwischendurch fragte der Standesbeamte, ob denn der Mann tatsächlich noch komme. Die Trauzeugen bejahten dies hastig. Und dann warteten alle Anwesenden noch etwas länger. Der zukünftige Schwiegervater schritt durch die Tür und verkündete, der Sohn komme gleich. Und nahezu im gleichen Moment kam dann auch der Mann zur Tür hinein. Er entschuldigte sich kurz, der neugeborene Sohn entschied sich beim Gehen dafür, dass ihm das alles zu aufregend war und wollte noch einmal der Mutter Milch in Flaschen. Was unpraktisch war, da diese noch tiefgefroren im Gefrierfach lag. Und das dann dauerte. Man ahne es.
Der Standesbeamte nickte und man begann mit der Zeremonie. Die Worte waren wohl gewählt, es klang andächtig. Zwischenrein schafft es dann auch die Schwiegermutter mit den nunmehr schlafenden neugeborenen im Kinderwagen zu der Zeremonie. Es war eine festliche Stimmung. Für einen gar so verrückten Tag.

Nachdem die Beiden ihre Schwüre vortrugen und jeder den Vertrag der Ehe unterschrieb, schritten sie nunmehr als Mann und Frau durch die Tür des Trauungssaales. TamTam hatten sie keines bestellt, jedoch sorgten Arbeitskollegen der Frau für wenigstens ein bisschen TamTam. Sektempfang und Musik. Die Freude schien grenzenlos. Man umarmte sich, es wurde gelacht ob der verspäteten Trauung und der Mann konnte nun erstmals die Frau im Ganzen betrachten. In Weiß und mit schönen Haaren. Damit hatte er am Ende nicht gerechnet. 

Gemeinsam mit allen Anwesenden suchte man sodann ein Lokal, um bodenständig fränkisch zu Mittag zu essen. Man fand in der Innenstadt ein Lokal, dass Kloß mit Soß auf der Speisekarte hatte und aß in kleiner Runde gemütlich lachend und fröhlich. Der gemeinsame Sohn schlief währenddessen immernoch, so hatte er ja vor all dem Geschehen eine doppelte Portion der Mutter Milch zu sich genommen. 

Am späten Nachmittag ging dann jeder der Hochzeitsgesellschaft, es waren 6 Mann neben dem Brautpaar, seine eigenen Wege und der Mann und die Frau gingen erstmals als "Mann und Frau" durch ihre Wohnungstür. 

Und da sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute. Glücklich ohne Metall am Finger.

Die Frau - wartend.
 Es gibt nicht einmal ein echtes Hochzeitsfoto - 
also nur zu zweit oder nur zu dritt in gestellt. 
Das hatten wir im ganzen Trubel völlig vergessen.


***

So ganz am Rande möchte ich anmerken - das Ding mit dem nicht vorhandenen Ehering nehme ich dem Herrn von und zu Wuselpapa bis heute etwas krumm. Das es keinen echten Antrag gab, damit kann ich mittlerweile gut leben. Am Ende brauch ich nicht nörgeln, schließlich hab ich dem Wahnsinn zugestimmt. 

Und ich liebe diesen Wahnsinn. Sehr!

Wie war es bei euch? Geplant galant oder durchaus auch anders als gedacht? Ich bin wirklich neugierig und würde ich freuen, wenn jemand seinen Tag mit mir teilt :D

Minensie

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mitgedacht