2015/08/20

Liebe Neurodermitis - Brief III

Hallo. Oder auch nicht.

Mittlerweile ist viel Zeit vergangen. Mehr als ein Jahr um genau zu sein. Es ist Ende 2012. Du bist leider immer noch ein Teil unseres Alltags. Kein beherrschender mehr, aber immer wieder präsent. Jedoch haben wir einen guten Weg gefunden, mit dir umzugehen. Dich zu aktzeptieren. Die Geburt des kleinen Brüderchen hat dir ein bisschen Futter gegeben. Vielleicht war es aber auch der Wetterwechsel. Es fiel so zusammen, dass man es nicht genau beurteilen kann. Die Kopfverbände sind sehr selten geworden. Jetzt zum Wechsel von Herbst auf Winter haben wir sie erst wieder gebraucht. Du fühlst dich nicht mehr so wohl. Zumindest zeigst du dich nicht mehr so oft. Allerdings vermissen wir dich auch kein bisschen. Das Sonnenscheinbaby ist mittlerweile ein echter Sonnenscheinbub mit Flausen im Kopf geworden. Grundsätzlich vorsichtiger als viele seiner Altersgenossen aber ich hab endlich keine Angst mehr, ihm die Welt zu zeigen. Im Sommer ist der Sonnenscheinbub erstmals, ohne von mir gebremst zu werden, mit nackigen Füßen durchs Gras. Unglaublich, was eine Macht du hattest. Ich habe vor kurzem alle restlichen "Salben-Leichen" entsorgt. Und musste schlucken. Nur ein kleiner Bruchteil von dem, was wir seit du da bist, versucht haben. So viele Versuche, so viele Niederlagen. Und am Ende ein Sieg auf ganzer Linie. Denn dich ohne Kortison klein zu kriegen bedeutet ernsthaft kräftezerrende Arbeit, die sich aber jede Sekunde lohnt!



Seit du nicht mehr unseren Alltag beherrschst, merke ich erst, was du uns alles im ersten Jahr genommen hast. So viel Kuschelzeit, die nicht stattfinden konnte, so viel Entdecken, dass warten musste. Ja, der Groll kommt nach wie vor durch.
Doch neben all dem bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich dir dankbar sein muss. Ja. Auch wenn ich dich alles hoch und runter  heißen möchte, so muss ich dir schlichtweg sagen:

Danke

Dafür, dass du den glauben an uns als Eltern so gestärkt hast. Dafür, dass du uns so sehr an unseren Sonnenschein hast glauben lassen. Dafür, Geduld gelernt zu haben. Stellung zu beziehen, wenn es die Götter in Weiß besser wissen. Und dennoch hinhören zu können, um das wichtige und richtige aus den Weisheiten der Kittel-Götter herauszufiltern. Ich muss dir dankbar sein für diese intensive Zeit. In der wir lernen mussten zu hinterfragen. Hinzuschauen. Und noch näher zusammen zu rücken.
Vorallem muss ich dafür dankbar sein, zu wissen, dass wir es stets gut getroffen haben. Es hätte immer und immer noch sehr viel schlimmer sein können.

Ohne dich kennengelernt zu haben, wäre jede Kinderkrankheit schon die Katastrophe gewesen. Hohes Fieber macht mich nicht mehr nervös. Superinfizierte Hautstellen auch nicht mehr. Ich muss dir also auch für diese innere Gelassenheit danken. Ohne deine Ausdauer hätte ich mir diese nie aneignen können.

Wir waren mittlerweile sogar ein zweites Mal in Kuba. Das hast du völlig verpasst. Sowas aber auch. Aber ich kann dir versichern, es war wundervoll. Die Flüge diesmal nicht so sehr, wie die ersten, aber man muss eben abstrichen machen, wenn man dich dafür vergessen kann.

 Unglaublich das diese perfekte Babybuu-Haut je tief entzündet gewesen sein soll

Kurzum - es war nicht schön mit dir, aber wichtig. Wir haben viel gelernt und nun darfst du dich selbst beschäftigen. Wir spielen jetzt in einer anderen Liga. Mit Dreck und diesen Dingen.

Bye Bye

Minensie

~
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