2014/10/03

Grenzenlos

Heute ist also dieser eine, dieser geschichtsträchtige Tag. Heute vor 25 Jahren durchbrachen Menschen Grenzen. Jene die für die Ewigkeit bestimmt waren.
Mein persönlicher, geschichtsträchtiger Tag liegt nunmehr 26 Jahre zurück.
Vor 26 Jahren beschloß meine Mutter, das ein Leben auf der anderen Seite besser wäre als das, was sie in den letzten 22 Jahren erlebte. Ich war 4 Jahre alt und verstand von all dem nichts. Ich hatte bis dahin eine unbeschwerte Kindheit. Ich erinnere mich an viele Tage in den Straßen meiner Geburtsstadt. Täglich hunderte Treppen hoch zur Burg und wieder runter. Ohne Atemnot. Ich erinnere mich an den Schlafsaal in der Kindergrippe/Kindergarten. An eine Dornröschen-Aufführung und Häschen-in-der-Grube. Ich erinnere mich auch an die Platzwunde meines Kindergartenfreundes als er beim schlafen herumblödelte und sich den Kopf derart anschlug das er tagelang mit dick eingewickelten Kopf herumlief. Und ich erinnere mich an meine eigene Platzwunde, als ich bei meiner Cousine auf dem Dreirad hinten mit fuhr und nur die Hausecke uns bremste. Ich erinnere mich außerdem an die coolste Cousine mit den coolsten Klamotten, die mich vom Kindergarten abholte, bei der ich so viele Nächte schlief und die mir mit großer Hingabe meine Haare kämte.
Und dann erinnere ich mich an diese eine Reise. Daran dass es dunkel war, ich nicht viel sagen durfte und ich erinnere michcan uniformierte Männer, die eine seltsame Sprache sprachen aber freundlich schienen. Die mit mir Karten spielten und ich bilde mir ein stets gewonnen zu haben.

Und dann war da dieses Hotel. In dem ein ziemlich kleiner Mann ein ziemliches großes Motorrad fuhr und ich mich immer fragte wie er mit diesen kurzen Beinen auf den Boden kam. Und an diese mega coole Schaukel, bei der ich immer versuchte bis zum Überschlag zu schaukeln. An meine ersten Rollschuhe. Und daran, als ich das erste Mal in einem Spielwareneinkaufshaus stand und eigentlich eine Barbie wollte, wie die anderen Mädchen im Hotel, und mich dann doch für ein weißes Pony mit lila Mähne UND abschließbaren Geheimfach im Sattel entschied. Zu meinem 5. Geburtstag. Ich liebte es so sehr. Und es roch nach Zuckerwatte.
Ich erinnere mich an so vieles. Vorallem aber daran, dass ich nie Angst hatte. Weder bei der Reise im Dunklen noch vor  uniformierten Männern. Ich begriff erst sehr viel später was das alles bedeutete. Und erst heute verstehe ich was meine Mutter entscheiden musste. Ich habe höchsten Respekt vor ihrem Handeln. Und davor, dass sie all die Sorgen von mir fern hielt. Das ich mich stets sicher fühlte. Angst lernte ich erst nach dieser Reise kennen. Denn genau so fühlte es sich an. Wie eine Reise. Nicht wie eine Flucht.

Danke. Mama. Dafür das du mich so beschützt hast, dass ich mich immer sicher fühlte. Unbeschwert. Und immer als Kind. Danke das ich heute nicht vor solchen Entscheidungen stehen muss. Das mein fast 4 jähriger Wuselzwerg durch und durch unbeschwert und völlig frei in diesem Land leben kann. Das ich völlig unbeschwert zusehen kann wie er wächst, wie beide wachsen. In dieser wunderbaren Stadt, in diesem wunderschönen Land. Danke.

Minensie

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